OEM von Anfang an
Seine Ärztin sagt, er sei verrückt. – Aber wenn sie nur solche Patienten hätte, dann gäbe es nichts für sie zu tun.
Reinhard Trademann ist 68 Jahre alt. Am 28. April 2019 wird er zum 22. Mal beim Oberelbe-Marathons starten, der dann zum 22. Mal stattfindet. Keinen hat er ausgelassen, jedes Jahr stand er an der Startlinie in Königstein (Marathon) oder Pirna (Halbmarathon). Ein einziges Mal nur, musste er unterwegs aufgeben – in Obervogelgesang machte die Wade Probleme. Er meldete sich ab und stieg in den Zug, aber nicht etwa, um nach Hause zu fahren. Reinhard nahm den direkten Weg ins Heinz-Steyer Stadion, um dort den Zieleinlauf mitzuerleben und mit den Finishern des OEM zu feiern.
Anfang der 90er Jahre hatte der damalige Polizeiangestellte mit dem Laufen begonnen. Ein paar Jahre später entdeckt er einen Artikel über einen Marathon an der Elbe entlang in der Zeitung. “Könnte man mal probieren”, meinte er – gesagt, getan. Inzwischen sind es 21, der 22. steht vor der Tür und jeder einzelne OEM war etwas Besonderes. “Es gab Brutale und Herrliche, welche mit Hagel und Schneegestöber und andere, bei denen der Planet vor Hitze brannte. Die Orga aber, ist immer gleich fantastisch, die Stimmung familiär und gleichzeitig hat alles Hand und Fuß. Jedes Jahr ist an irgendeiner Stelle wieder ein Fortschritt, etwas Neues zu erkennen.” schwärmt er.
Schon letztes Jahr sollte es dann der Letzte sein. Eigentlich! Unterwegs traf er auf bekannte Gesichter. Die Lauffreunde erklärten ihm, er könne doch nicht einfach mittendrin aufhören – mit 69 und auch mit 70 ginge auf jeden Fall noch einer! “Ja, wo sie Recht haben!”, sagte sich Reinhard, und freut sich auf ein Wiedersehen auf dem Elberadweg Ende April.
Dafür wird natürlich auch trainiert.
Seine Laufwettkämpfe dokumentiert Reinhard säuberlich in einer Excel Tabelle, ein dicker Ordner mit gesammelten Startnummern ziert das Regal und jedes Jahr kommen ein paar hinzu. “Durch die Welt reisen, für einen Marathon muss ich aber nicht.”, bekräftigt er deutlich und zufrieden. Es gäbe in Dresden schließlich alles, vom schnellen Citylauf, über Nachtlauf – bis hin zum halben oder vollen Marathon. Nur zwei Ausnahmen gibt es: er träumt vom NewYork Marathon und vom Reschenseelauf.
Da sind da noch die anderen beiden Leidenschaften
Seine dritte Leidenschaft gilt dem Schnee, ob auf Langlauf-, Touren, oder Abfahrtski – auch im weißen Element fühlt Reinhard sich pudelwohl. Mindestens 1-2 Mal jährlich muss es eine Skitour sein und auch die Schneeschuhe hat er schon für sich entdeckt. Für Abenteuer im Schnee zieht es ihn seit vielen Jahren alljährlich ins Gebiet um den Reschensee. Daher rührt der Traum vom Reschenseelauf. “Es ist fast schon wie eine zweite Heimat, seit Jahren fahren wir immer an denselben Fleck.”, schwärmt Reinhard. “Der Reschenseelauf feiert dieses Jahr Jubiläum, er findet zum 20. Mal statt. Eigentlich wäre das doch eine tolle Gelegenheit für einen Besuch im Sommer?”